Arme Sünder oder göttliches Wesen?
Vor einigen Jahren sah ich eine TV-Dokumentation über Killer- beziehungsweise Monsterwellen an. Unter gewissen Umständen können solche Monsterwellen entstehen. Wenn eine solche Meereswelle ein Schiff unglücklich trifft, kann es sogar die Stahlpanzerung des Schiffes durchschlagen. (Ich greife diesen Punkt weiter unten wieder auf.)
Aus meiner »katholischen Jugendzeit« blieb mir vor allem diese Predigtaussage im Gedächtnis: »Wir wären arme Sünder, die Nichts auf die Reihe kriegen (oder gebacken kriegen). Nur Jesus Christus könne uns da noch erretten.« Ich weiss nicht, ob die katholischen und reformierten Kirchen dies heutzutage immer noch so predigen. Denn wenn ich heute in einer Kirche eine Predigt mir anhöre, dann ist dies meist bei einem Abschiedsgottesdienst für einen Verstorbenen. Und da ist obiges Thema nicht gerade das Top-Thema für die Predigt.
Von anderen spirituellen Lehrern wird behauptet, »dass wir göttliche Wesen wären und dass kein Unterschied zwischen uns und Gott bestände«. »Gott und du sind eins (gleich). Es gibt keinen Unterschied zwischen euch.« Auch in der Bibel steht, »dass der Mensch nach Gottes Ebenbild erschaffen wurde«. (Oder: »Gott erschuf den Adam und hauchte ihm seinen Lebensodem ein.«)
Was trifft nun zu? Ich möchte dies ein wenig klären anhand meiner eigenen Gotteserfahrung und was dabei vom Göttlichen mir vermittelt wurde.
Das Bild, welches mir damals (bei meiner Gotteserfahrung) vom Göttlichen vermittelt wurde, war – unter anderem -, dass das Göttliche der Ozean ist und wir Menschen die einzelnen Wassertropfen des Ozeans wären.
Daraus kann man ableiten, dass die Wassertropfen die gleichen Eigenschaften wie der Ozean in sich tragen beziehungsweise enthalten. Aber die einzelnen Wassertropfen sind einzeln nicht der Ozean! Auch die Schlussfolgerung, dass wir alle Gott sind beziehungsweise »wir alle in der Summe Gott darstellen«, ist falsch. Denn das Göttliche erschuf uns und gab uns von sich ein »Atom seines Energiekörpers« und ein »Atom seines Bewusstseins«. Aber ich spüre deutlich, dass das Göttliche sich nicht ganz in seiner eigenen Schöpfung sich verteilt hatte, sondern nur einen sehr kleinen Teil von sich. Daher ist die Aussage, dass wir alle Gott wären – aus meiner Erfahrung und Erkenntnis heraus betrachtet -, falsch. Auch die Aussage, dass zwischen uns und Gott kein Unterschied bestehe, betrachte ich als zu ungenau. Aus meiner obigen Ausführung, dass das Göttliche der Ozean ist und wir die einzelnen Wassertropfen daraus wären, ergibt ganz klar, dass da ein Unterschied besteht. (»Wir, als einzelne Wassertropfen sind nicht die Monsterwelle. Aber wir können Teil dieser Monsterwelle sein.«)
Die heutige Zeit erfordert das Engagement von jedem einzelnen Menschen zugunsten seiner Mitmenschen und der Umwelt. Es ist keine Zeit »in der wir Party feiern können bis zum Abwinken« oder »uns nur gemütlich machen können vor dem TV-Gerät«. Wir müssen jetzt handeln, wenn wir und unsere Nachkommen noch eine Zukunft haben möchten.
Avaaz kann heute mit ihren über 50 Millionen Mitgliedern sehr vieles bewirken für eine bessere Welt. Dies kann sie aber nur, weil ihre Gründer an ihre Idee beziehungsweise ihr Konzept glaubten. Wenn die Gründer von Avaaz damals aber der allgemeinen Mentalität, die wäre: »Was können wir wenige gegen die Mächtigen dieser Welt und den Grosskonzernen schon ausrichten«, gefolgt wären, wäre Avaaz nicht zu dem geworden, was sie heute ist. (Werden Sie daher auch Teil dieser neuen »Monsterwelle«, die die Welt zu einem besseren Ort für uns alle werden lässt.)
In meinem Buch, DARSHAN mit GOTT, erkläre ich noch viel genauer und logischer, was es mit dem Ebenbild von Gott auf sich hat. Und warum das Ebenbild sich nicht auf den physischen, biologischen, menschlichen Körper bezieht, sondern auf unseren Energiekörper (Seele).
Zu allen Zeiten versuchten die Menschen, das Mysterium Gott zu ergründen. Auch zu ergründen, in welcher Beziehung der Mensch zu Gott steht. Diejenigen, die wirklich auf dem Pfad der Erfahrung und Erkenntnis vorankommen, werden wahrscheinlich mein Buch-Zitat bestätigen können: »Eine Reise zum Göttlichen hin ist immer eine Reise zur eigenen Göttlichkeit«. Damit will ich ausdrücken, dass je mehr wir uns mit dem Göttlichen beschäftigen und die Mysterien Gottes ergründen, wir dann die göttlichen Eigenschaften in uns entwickeln werden.
Wir werden aber niemals zu Gott oder Gott sogar »überflügeln können«. Alle, die meinten, sie könnten Gott spielen oder Gott ersetzen oder eine »göttlichere Ordnung installieren«, sind – durch alle Zeitalter hinweg -, schlussendlich immer kläglich gescheitert.
Wir sollten daher, zum Wohle von uns selbst, der anderen und der Umwelt, uns »um göttliche Erfahrungen bemühen«. Wir sollten nicht nur einfach glauben oder in unserem Glauben verharren, sondern aktiv versuchen spirituelle Erfahrungen zu machen und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Nur der kleinste Teil der Spiritualität kann gelehrt und gelernt werden. Den Löwenanteil machen unsere Erlebnisse und Erfahrungen aus.
Auf diesem spirituellen Weg wird dann mit der Zeit unsere Liebe, unser Mitgefühl und Verständnis wachsen. Unser »eigenes, inneres Licht wird immer mehr erstrahlen und wir werden ein Licht für die anderen werden«. Zum ganzen Thema sehr passend ist das Bild von der glitzernden See-Oberfläche.
Es liegt an uns, in welche Richtung wir reisen. Wir können den »Weg des armen Sünders beschreiten« oder auf dem »Weg zum göttlichen Wesen voranschreiten«. Es ist in jedem Leben und jederzeit unsere eigene Entscheidung. Wir werden durch unsere eigene Entscheidung(en) unsere Lektionen in unser Leben ziehen.